Über das Zulassen

Veröffentlicht von Kristina am

Kürzlich lief mir ein Zitat über das Zulassen von Gefühlen über den Weg, das sich irgendwie in meinem Kopf festgesetzt hat.

Du musst Deine Gefühle zulassen! – Ja, sind zu…

Erstaunlich wie nah zulassen und zu lassen im Deutschen beieinander liegen. Sind es doch bezogen auf Emotionen zwei völlig unterschiedliche Dinge.

Heutzutage sieht man es häufig, dass Menschen einfach nur von ihren Gefühlen weg rennen, statt sich mit ihnen auseinander zu setzen. Ich selbst kann mich da nicht ausschließen.

Diese Woche waren viele Gedanken in meinem Kopf, die mich stellenweise auch belastet haben. Im Zuge des Alltags habe ich sie einfach versucht beiseite zu schieben. Laufen hat temporär geholfen. Und sicherlich auch kein verkehrter Ansatz wenn die Gedanken nichts mit mir zu tun haben. Gleichzeitig ist das doch eher ein zu lassen als ein Zulassen.

Heute Morgen bei meiner Meditation kam mir wieder einmal die Idee, meine Gedanken nach innen zu richten. Dem Ganzen ein Gesicht zu geben. Statt mich wie üblich einfach nur auf meine Atmung zu fokussieren, habe ich einfach mal nach innen geschaut. Mir Fragen dazu gestellt, was es ist, das in mir vorgeht. Ein paar ganz einfache Fragen, die mir schon in der Vergangenheit geholfen haben, Dinge zuzulassen. Und wenn ich sie einmal zugelassen hatte, war es auch einfach, sie im Anschluss loszulassen. Ziehen zu lassen wie flüchtige Besucher, die nun ihren Raum bekommen haben.

Und weil es für mich so gut funktioniert, möchte ich die Fragen, die ich mir gestellt habe, an dieser Stelle teilen.

  • Los geht es damit, sich voll auf das Gefühl einzulassen, ohne es zu benennen. Wie fühlt es sich an auf einem abstrakten Level? Macht es mich traurig, glücklich, leer, …?
  • Im nächsten Schritt geht es darum, das Ganze einfach nur zu spüren, nur dieses eine Gefühl, alles andere ist nicht wichtig. Und das so lange, bis das Gefühl signalisiert, dass es jetzt den Raum hatte, den es benötigt. Das kann sich großartig anfühlen, oder aber auch unangenehm. Aber das ist an dieser Stelle auch nicht so wichtig. Hauptsache Du bist voll in dem Gefühl.
  • Wenn das Ganze seinen Raum bekommen hat, ist es an der Zeit, mehr in die Details zu gehen. Fragen, die ich mir hierbei stelle sind beispielsweise:
    • Wo genau fühle ich das Ganze? Ist es mehr im Kopf, im Hals, in der Brust, im Bauch – vielleicht auch einfach im rechten Arm?
    • Wie fühlt es sich an wenn ich es anfasse? Ist es hart, oder vielleicht weich, glibberig, flauschig – es gibt hier keine Limits
    • Welche Farbe hat das Ganze? Ist es hell oder dunkel, einfarbig oder bunt
    • Hat es vielleicht einen Geruch? Oder einen Geschmack?
  • Der Auswahl der Fragen sind keine Grenzen gesetzt. Das Wichtigste ist hierbei, am Ende ein klareres Bild zu haben, was genau in einem vorgeht. Auch ohne das Ganze in eine Schublade packen zu müssen.

Mir persönlich helfen derartige Fragen, greifbarer zu machen, was in mir vorgeht, ohne das Ganze direkt benennen zu müssen. Mich vertraut mit dem Unbekannten zu machen. Dinge, die ich nicht kenne verunsichern mich manchmal. Ich kann leichter damit umgehen, wenn ich weiß, womit ich es zu tun habe.

Wenn Du weißt was in Dir vorgeht, ist es auch einfacher, herauszufinden, was Du gerade im Moment brauchst. Das könnte auch eine schöne Frage sein, um die Meditation fortzusetzen.

Für mich reichen die oben stehenden Fragen meistens schon aus, damit ich mich anschließend befreit fühle. Gerade bei belastenden Gefühlen hat es bisher immer gereicht, ihnen den Raum zu geben, den sie haben wollten, mich mit ihnen auseinanderzusetzen, ohne sie zu benennen. Anschließend sind sie dann in den meisten Fällen einfach von alleine verschwunden. Sie waren wie Besucher in einem Hotel. Die angereist sind, Aufmerksamkeit wollten, dann aber auch wieder gehen. Je weniger Aufmerksamkeit ich ihnen gebe, desto lauter werden sie sich beschweren, dass sie unzufrieden sind. Und genau deshalb helfen mir die oben stehenden Fragen. Um meinen ‚Gästen‘ die Aufmerksamkeit zu geben, die sie sich wünschen, und sie anschließend mit einem Lächeln wieder ziehen zu lassen.

Was hat das Ganze jetzt mit den Wolken im Beitragsbild zu tun? Ganz einfach – für mich sind meine Besucher ein wenig wie Wolken. Sie sind einfach manchmal da. Bringen vielleicht ein bisschen Schatten (der ja je nach Temperatur auch durchaus angenehm sein kann), ziehen aber auch irgendwann wieder weiter. Und hinter den Wolken ist immer blauer Himmel. Daran sollte man nie zweifeln.

Kategorien: Gedanken