Facebook-Detox – ein Erfahrungsbericht

Veröffentlicht von Kristina am

Wer mich kennt weiß, dass ich mich viel in sozialen Netzwerken bewege. Ein wenig zu viel wie ich teilweise selbst finde. Aus diesem Grund beschloss ich, dass dieses Jahr zur Fastenzeit 6 Wochen Facebook-Detox angesagt ist.

Warum eigentlich Facebook-Detox?

Immer wieder fiel mir auf, dass ich gerade mal wieder eine halbe Stunde oder sogar länger auf Facebook unterwegs war. Gleichzeitig konnte ich mich anschließend nicht wirklich daran erinnern, was ich eigentlich genau dort gemacht hatte. Das Ganze erschien mir einfach zu sehr zu passivem Konsumieren geworden zu sein. Klar, es ist großartig, einfach mal den Geist baumeln zu lassen, und nicht konkret dabei nachzudenken. Aber habe ich nicht mehr davon, wenn ich mir diese Zeit aktiv nehme und mit Dingen fülle, die mich auch wirklich erfüllen?

Klar, ob man Erfüllung in Facebook finden kann, darf jeder für sich selbst entscheiden. Ich kann hier nur für mich selbst sprechen. Wenn ich wirklich entspannen will, empfinde ich es als weitaus hilfreicher, wenn ich einfach mal ein Buch lese, spazieren gehe, meditiere oder ähnliches. Zeit, die ich auf Facebook verbracht habe, fühlt sich in der Retrospektive für mich meist doch eher leer an.

Und was mache ich in dieser Zeit? Ich lese zufällige Artikel, von denen Facebook denkt, dass sie mich interessieren. Stattdessen könnte ich Artikel lesen, von denen ich denke, dass sie mich interessieren.

Ich unterhalte mich online mit Menschen, statt mich offline mit Freunden zu treffen oder zu telefonieren.

Ich kaufe Dinge, von denen Facebook denkt, dass ich sie brauchen könnte und mir entsprechende Werbung präsentiert. Stattdessen könnte ich gezielt die Dinge kaufen, die ich wirklich benötige.

Klar, es ist meine Entscheidung, ob ich mich von Facebook auf diese Art und Weise beeinflussen lassen möchte. Und genau deshalb wollte ich einfach mal wissen, wie sich 40 Tage Facebook-Detox anfühlen. Also 40 Tage lang auf die Seite zu verzichten, auf der ich im Internet wahrscheinlich die meiste Zeit verbringe.

Geht es denn überhaupt noch ohne?

Am letzten Tag vor Beginn der Fastenzeit änderte ich mein Profilbild. Und da ich mich selbst nur zu gut kenne, richtete ich in meinem Browser ein Plugin ein, das mir Facebook von nun an komplett blockieren sollte. Zusätzlich wurden natürlich die Facebook-App und der Messenger von meinem Smartphone deinstalliert. Nun konnte mein Facebook-Detox-Programm beginnen.

An den ersten Tagen war die Selbstdisziplin noch groß genug, als dass ich gar nicht erst auf die Warnseite meines Browser-Plugins kam. Allerdings dauerte es nicht lange, bis ich doch immer mal wieder die Meldung erhielt, dass Facebook blockiert sei. Und das, obwohl ich ganz bestimmt nicht Facebook aufgerufen hatte. Naja, zumindest bewusst nicht. Selbst nach mehr als 4 Wochen war ich überrascht, dass ich immer noch auf der Blocker-Seite landete. Tatsächlich fand ich das schon ein wenig erschreckend.

Gleichzeitig bemerkte ich plötzlich, dass ich manchmal vor meinem
Smartphone saß mit dem Bedürfnis eine App aufzurufen um mehr oder weniger einfach nur Zeit tot zu schlagen. Und Facebook war nicht da. Auch nach 40 Tagen hat es keine App geschafft, wirklich die Funktion zu ersetzen, die Facebook hier für mich hatte. Aber ist es nicht eher traurig, dass ich statt einfach meinen Gedanken nachzuhängen, immer direkt mein Smartphone in der Hand habe?

Was fehlt bei Facebook-Detox?

Ok, die ‚leeren‘ Zeiten auf Facebook, in denen ich einfach nur ziellos Zeit verbringe, stehen auf der einen Seite der Medaille. Gleichzeitig hat mein kleines Experiment mit dem Facebook-Detox-Experiment auch gezeigt, an welchen Stellen Facebook einen gewissen Zusatznutzen für mein Leben hat. Das möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht unerwähnt lassen.

Fragen an die Community

Es gab zwischendurch ein paar Themen, mit denen ich mich beschäftigt habe, bei denen ich gerne in bestimmten Facebook-Gruppen um Rat gefragt hätte. Früher nutzte ich hierzu unterschiedliche spezialisierte Foren. Dies hat sich inzwischen in verschiedenste Facebook-Gruppen verlagert – sei es nun zum Thema Laufen, Ernährung oder anderen Gebieten.

Kaufen und Verkaufen (Startplatztausch)

Gerade für Sportveranstaltungen gibt es keine bessere Plattform als Facebook, um einen Startplatz zu verkaufen oder auch zu bekommen. Und dann fiel auch ausgerechnet der Venloop in meine Fastenzeit. Meinen eigenen Startplatz hatte ich (natürlich vor der Fastenzeit über Facebook) verkauft, allerdings dann kurzfristig doch noch meine Meinung geändert. Klar, es gibt hier auch noch ebay Kleinanzeigen, aber Angebot und Nachfrage ist auf Facebook inzwischen einfach größer.

Gleiches gilt auch für Sportbekleidung. Während meiner Fastenzeit wollte ich mich von einem Paar kaum getragener Laufschuhe zu verabschieden. Tatsächlich dauerte es auf ebay eine ganze Zeit, bis ich hier entsprechende Gebote bekam. Ich bilde mir ein, auf Facebook wäre das einfacher gewesen. Und viele sperrige Artikel habe ich in den letzten Wochen einfach an die Diakonie gespendet statt sie in den Aachener Verkaufsgruppen zu posten. Hatte natürlich den großen Vorteil, dass alles auf einmal weg war.

Freizeitplanung

Gerade wenn es darum geht, was man abends in Aachen oder anderen Städten unternehmen kann, ist es teilweise schwer, an Facebook vorbei zu kommen. Statt ihre Veranstaltungen auf ihrer Webseite zu pflegen, gibt es viele Locations, die die aktuellsten Informationen nur noch auf Facebook haben. Von der Webseite wird man bei Klick auf ‚Veranstaltungen‘ oft einfach nur auf eine Facebook-Webseite weiter geleitet. Ich frage mich, wie die Menschen, die keinen Facebook-Account haben, ihre Freizeit planen? Na gut, vielleicht verpassen sie das eine oder andere Event. Aber glücklicherweise bekommen sie ja nichts davon mit, da sie die Fotos ihrer Freunde auf Facebook nicht sehen. Immer informiert zu sein, hat natürlich auch eine Kehrseite, dazu aber in einem anderen Artikel mehr.

Und dann war da noch der Moment, in dem ich einen Tisch in einem Restaurant reservieren wollte. Da es im Internet keine Telefonnummer gab, bin ich einfach vorbei spaziert. Leider waren zu dem Zeitpunkt schon alle Tische für den nächsten Tag vergeben. Auf meine Frage, wie man denn alternativ zur persönlichen Reservierung einen Tisch reservieren konnte, kam nur die Antwort: ‚Am besten auf Facebook‘. Na gut, über das Kontakt-Formular auf der Webseite geht es im Zweifelsfall auch, allerdings musste ich dort tatsächlich eine Weile auf eine Antwort warten.

Facebook-Detox – mein Fazit

40 Tage Facebook-Detox sind so gut wie vorbei. Und ich habe es überlebt. Erschrocken hat mich, dass ich selbst gegen Ende ab und an noch unbewusst Facebook im Browser aufgerufen habe, ohne groß darüber nachzudenken.

Bleibt die Frage, wie es nun weiter geht. Morgen ist ganz offiziell das Ende der Fastenzeit und ich kann endlich (?) wieder alle Inhalte konsumieren, die ich verpasst habe. Doch habe ich wirklich das Gefühl, durch mein Facebook-Detox-Experiment etwas verpasst zu haben? Eigentlich nicht. Gestern bin ich über das Buch ‚Digitaler Minimalismus‘ von Cal Newport gestolpert. Die Zeit, die ich in den nächsten Tagen auf Facebook spare, werde ich doch lieber damit verbringen, weiter in diesem Buch zu lesen.

Mein Plan ist es, zukünftig bewusster mit Facebook umzugehen. Die App werde ich zunächst erst mal nicht wieder auf meinem Smartphone installieren. Eigentlich ging es in den letzten Wochen ganz gut ohne. Allerdings bin ich auch froh, Facebook jetzt ohne schlechtes Gewissen wieder für die Dinge nutzen zu können, wo es mein Leben tatsächlich einfacher macht. Das sind vor allem Fragen und Antworten in Facebook-Gruppen, ggf. Kaufen und Verkaufen von Startplätzen und zusätzlich natürlich Veranstaltungen und Kommunikation. Alles natürlich nur in Maßen und zielgerichteter als in der Vergangenheit. Mein Browser-Plugin zum Blockieren von Facebook lasse ich als Selbstschutz erst noch einmal aktiv. Wenn ich gezielt nach etwas suche, kann ich es temporär ja problemlos deaktivieren.

40 Tage ‚Facebook-Detox‘ haben mir einiges klar gemacht und auch an anderen Stellen gezeigt, wie sehr ich doch ins ‚leere Konsumieren‘ von zufälligen Inhalten rein gerutscht bin. Facebook ist hierbei eher exemplarisch zu sehen. Die nächsten kleinen ‚Projekte‘ in dieser Hinsicht habe ich schon im Hinterkopf und bin gespannt, wie es weiter geht.

Kategorien: Gedanken