Barfußschuhe – ist weniger wirklich mehr?

Veröffentlicht von Kristina am

Seit ich mit dem Laufen begonnen habe, habe ich ein ganz neues Interesse daran entwickelt, wie ich meinen Füßen etwas Gutes tun kann. Setzt man sich mit dem richtigen Laufstil auseinander, kommt man früher oder später auch an dem Thema Barfußschuhen nicht vorbei. Und da wir inzwischen einfach zu stark an Schuhe gewöhnt sind, stellen Barfußschuhe einen guten Kompromiss dazwischen dar, die Schuhe komplett im Schrank zu lassen, oder aber weiterhin die normalen Schuhe zu tragen.

Warum eigentlich Barfußschuhe?

Zu der Frage warum es sinnvoll sein könnte, barfuß zu laufen, gibt es im Internet jede Menge hervorragende Artikel und Videos. Daher hier nur kurz die Argumente, die für mich ausschlaggebend waren (und ganz nebenbei natürlich auch nur meine eigene Meinung widerspiegeln). Barfußschuhe sind zwar nicht das gleiche, wie barfuß zu laufen, kommen dem Ganzen aber auf jeden Fall näher als jeder ’normale‘ Schuh.

Evolution braucht Zeit

Im Vergleich zur Entwicklung des menschlichen Körpers sind Schuhe eine recht neuartige Erfindung. Aus Sicht der Evolution ist unser Körper noch daran gewöhnt, barfuß zu laufen. Unser ganzer Bewegungsapparat hatte in der kurzen Zeit, seit der wir Schuhe tragen, noch keine Zeit, sich an die unterschiedliche Belastung, die durch Schuhe auf den Bewegungsapparat ausgeübt wird, anzupassen. Durch neue Erfindungen wie Fersendämpfung und ähnliches, ist ein ‚ungesunder‘ Laufstil plötzlich nicht mehr schmerzhaft. Dadurch müssen andere Gelenke wie das Knie plötzlich Kräfte absorbieren, für die sie einfach nicht ausgelegt sind. Kurzfristig merkt man hiervon nichts, langfristig kommt es aber genau hierdurch oftmals zu Problemen.

Ich mag meine Freiheit

Schuhe schränken ein. Das kann jeder einfach ausprobieren, indem man einmal mit und einmal ohne Schuhe versucht, wie sich der Fuß bewegen kann. Dass Schuhe den Bewegungsumfang der Füße stark einschränken, lässt sich nicht von der Hand weisen. Und das führt natürlich auch dazu, dass die Muskeln, die weniger beansprucht werden, auch weniger trainiert werden. Spätestens wenn man öfter mal wieder mit Barfußschuhen oder ganz ohne Schuhe unterwegs ist, wird man merken, welche Muskeln man lange Zeit vernachlässigt hat.

Meine Erfahrungen mit Barfußschuhen

Nun aber zum eigentlichen Teil dieses Artikels. Inzwischen trage ich seit ungefähr einem Jahr mal mehr mal weniger häufig Barfußschuhe. Zeit genug, um mir hierüber eine eigene Meinung zu bilden.

Wo gibt es eigentlich Barfußschuhe?

Mein erster Schritt auf dem Weg zum Barfußschuh führte mich erst einmal zu dem Laden Neue Wege in Aachen. Zwar bin ich normalerweise begeisterter Online-Shopper, allerdings geht bei neuen Themen eben doch nichts über eine persönliche Beratung. Da offensichtlich nicht nur ich diese neue alte Art des Laufens entdeckt habe, ist die Auswahl an Schuhen inzwischen nämlich unglaublich groß. Und so richtig schick sind sie alle nicht. Und da ich kompletter Anfänger bin, musste auf jeden Fall eine Beratung her. Glücklicherweise hat sich Neue Wege auf Barfußschuhe spezialisiert. Der Eigentümer selbst weiß ganz genau, wovon er spricht und hat in Aachen definitiv die größte Auswahl an Barfußschuhen. Neulinge wie ich bekommen glücklicherweise auch gleich eine grundlegende Einführung in die Welt der Barfußschuhe mit dazu. Sogar Seminare zum Thema barfuß laufen werden hier angeboten.

Erste Schritte

Mein erster Barfußschuh wurde der farbenfrohe Merrell Vapor Glove 2. Das Laufgefühl ist hier zwar nicht ganz barfuß. Jedoch bietet der Schuh schon weitaus mehr Freiheit, als ’normale‘ Schuhe. Wie empfohlen startete ich zunächst mit kürzeren Strecken. Da ich grundsätzlich ja viel zu Fuß unterwegs bin, dauerte es nicht lange, bis die Strecken länger wurden. Dabei immer schön auf dem Vorfuß auftreten, da es an der Ferse ja keinerlei Dämpfung mehr gibt. Gerade am Anfang ganz schön anstrengend.

Nach meinem ersten Spaziergang über einer Stunde wusste ich auch, warum man zu Beginn lieber kurz anfangen sollte. Irgendwann wurde das neue Laufen doch ein wenig anstrengend. Kurzerhand wurde der Schuh nun auch im Büro mein täglicher Begleiter. Und da pink nun mal nicht mit allen Farben kompatibel ist, musste ein neuer Schuh her. Dieses Mal griff ich zum schwarzen leguano lady loop, mit dem ballerina-artigen Aussehen fast ein klassischer Allrounder. Hier ist das Barfußgefühl noch ein wenig ausgeprägter, daher bin froh, meine ersten Erfahrungen mit einem ‚Übergangsschuh‘ gemacht zu haben. Hierdurch wurde mir der Einstieg definitiv erleichtert.

Es dauerte nicht lange und ich trug kaum mehr andere Schuhe als meine Barfußschuhe. Meine anderen Schuhe wurden mir immer fremder. Wenn die Temperaturen es zuließen, war ich teilweise sogar komplett barfuß unterwegs. Allerdings kam dann irgendwann ein sehr heißer Sommer dazwischen und für den heißen Asphalt war ich einfach nicht vorbereitet. Kies und meine Füße wurden in der Zeit auch keine großen Freunde. Von der lederartigen Haut, von der man in manchen Blogbeiträgen liest, war ich zu jedem Zeitpunkt weit entfernt.

Noch mehr Schritte und die ersten Probleme

Je häufiger ich meine Barfußschuhe trug, desto weniger häufig achtete ich jedoch bewusst darauf, wie ich meinen Fuß aufsetzte. Und so kam es dann irgendwann nach einer ausgedehnten Städtetour mit über 20.000 Schritten, dass sich dann doch Gelenke bemerkbar machen. Mal wieder ein klassisches Zeichen dafür, dass ich zu schnell zu viel gemacht hatte. Ich habe mich einfach Jahrzehnte lang an einen Laufstil gewöhnt, der halt doch auf Fersendämpfung & Co ausgerichtet ist. Innerhalb weniger Monate geschehen da einfach keine Wunder. Für mich ein Zeitpunkt, mich etwas kritischer mit dem Thema auseinander zu setzen.

Und tatsächlich findet man im Internet nicht nur Fürsprecher für Barfußschuhe. Falsch dosiert können nämlich auch diese zu entsprechenden Problemen führen. Sei es nun Fersensporn oder Knie- und / oder Rückenbeschwerden. Klar, das Ganze ist ausgelöst davon, dass ich gewissermaßen eine ‚degenerierte‘ Art habe zu gehen. Allerdings ist es einfach wichtig im Auge zu behalten, dass die Umstellung nichts ist, was von heute auf morgen einfach mal so erfolgt.

Mein persönliches Fazit

Inzwischen trage ich meine Barfußschuhe nach wie vor sehr gerne. Durch den Winter im Moment allerdings eher in sehr reduziertem Umfang. Meine Barfußschuhe sind halt doch eher dünn und selbst im Sommer neige ich zu kalten Füßen. Angeblich soll sich das zwar geben, wenn man regelmäßig barfuß läuft, aber dafür bin ich einfach nicht leidensfähig genug. Daher bin ich außer im Büro aktuell wieder zurück bei meinen alten (teilweise kuschelig warmen) Schuhen. Und als so schlimm, wie ich es im Sommer empfunden habe, empfinde ich es aktuell gar nicht mehr. Es ist alles eine Frage der Gewöhnung.

Nichtsdestotrotz freue ich mich auch schon wieder auf wärmere Temperaturen und darauf, wieder häufiger meine Barfußschuhe zu tragen. Nur werde ich es dieses Mal nicht direkt wieder übertreiben und versuchen, wirklich jeden einzelnen Schritt bewusst zu gehen.

Kategorien: Bewegung